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Der Platz an dieser Stelle der Ringmauer erhielt seinen Namen durch das Aufeinandertreffen zweier Mauerabschnitte in einem scharfen Winkel.
Er war mit einem Wehrturm versehen (siehe Haus Müller-Spies am Mühlenteich).
(Ehranger Heimat, 24. Jahrgang, 3./4. Heft, Sept./Dez. 1971, S. 317)
Verschiedene Hinweise lassen darauf schließen, dass „Am Scharfen Eck“ die erste Ehranger Gerberei stand.
(Ehranger Heimat, Bd. 4, S. 319)
Was am „Scharfen Ecken“ geschah (Anekdote von Nikolaus Mohr)
Schon vor Zeiten waren fast alle Ehranger Handwerker alteingesessene Bürger, die keine fremden Meister und Gesellen neben sich duldeten.
Nicht selten hörte man in den Straßen den Ruf:
„Loßt dn Hond erous, et as e Friemen am Doarf”.
Nun hatte sich doch einmal ein fremder Schreinergeselle in Ehrang festgebissen.
Allen Zunftgesetzen und Schikanen zum Trotz hielt er aus, denn er hatte sein Herz in der Obergasse verloren. Er wusste nicht, dass nach altem Brauch nur die Ehranger Burschen ein Anrecht auf die Ehranger Mädchen haben, bis ihm die Unerbittlichkeit dieses ungeschriebenen Gesetzes an einem dunklen Abend bei der Heimkehr vom Stelldichein handgreiflich klargemacht wurde.
Doch wahre Liebe übersteht auch schwere Prüfungen und macht zudem erfinderisch. Bald hatte sich der Geselle einen Weg ausgemacht, der ihn durch den Mühlendeich über die Wehrmauer und durch verschwiegene Gärten bis an das Haus der Liebsten führte. Wie es nun kam, weiß man nicht, jedenfalls hatte sich eines Tages ein Stein in der hohen Mauer am Mühlengraben gelockert. Vielleicht trugen die heimlichen Kletterübungen Schuld daran; es mag auch sein, dass missgünstige Ehranger Burschen etwas nachgeholfen hatten. Genug, an einem späten Abend fiel der schwere kantige Stein auf den Verliebten, riss ihm ein gut Teil seines blonden Haarschopfs mit dem dazu gehörigen Stück der Kopfhaut weg und plumpste dann ins dunkle Wasser. Der Geselle, dem, obwohl der Himmel dicht bewölkt war, tausend und mehr Sterne vor den Augen flimmerten, plumpste hinterdrein. Vom anderen Kyllufer her aber erscholl vielstimmiges Hohngelächter.
Bald darauf verschwand der genarrte Liebhaber, dessen Leidenschaft das kalte Bad in der Kyll und den gesalzenen Spott der schadenfrohen Nebenbuhler doch nicht überstanden hatte (Ehranger Heimat (E.H.) Bd. 3, S. 197).
"Scharfe-Eck" mit altem Wehrturm, Zeichnung von Eduard Becking